Teilnehmende

TwinLife ABC

Hier finden Sie alle wichtigen Begriffe rund um TwinLife und die Zwillingsforschung.
 
Allel
Ein ➔Gen liegt an einem Genort in zwei verschiedenen Varianten vor, die als Allele bezeichnet werden. Dabei stammt ein Allel von der Mutter und eines vom Vater. Das Gen kann in zweimal der gleichen oder in zwei verschiedenen Varianten auftreten. Die jeweilige Kombination der Allele ist mit für die spätere Ausprägung eines Merkmals verantwortlich.

Adoptionsstudien
Adoptionsstudien sind neben Zwillings- und Zwillingsfamilienstudien eine Methode, um den Einfluss von Genen und Umwelt auf bestimmte Merkmale zu schätzen. Hierbei macht man sich zunutze, dass adoptierte Kinder in Familien aufwachsen, mit denen sie nicht biologisch verwandt sind. Es lassen sich beispielsweise die Ähnlichkeit des Kindes mit den leiblichen Eltern einerseits und den Adoptiveltern andererseits vergleichen. Auch ein Vergleich von gemeinsam aufgewachsenen, aber nicht verwandten Geschwistern ist interessant. Zwillings- und Adoptionsstudien zielen auf die gleiche Grundfrage ab, können aber unterschiedliche Ergebnisse liefern, wofür auch unterschiedliche Voraussetzungen erfüllt sein müssen.

Additive genetische Faktoren
Additive genetische Faktoren bezeichnen die Summe der Wirkung aller ➔Allele (von Mutter und Vater erhalten), die für eine Merkmalsausprägung verantwortlich sind. Die Effekte der Genvarianten werden dabei aufaddiert und sorgen für die Ähnlichkeit zwischen Eltern und Kindern (vgl. ➔nicht-additive genetische Varianz). Fast alle Merkmalsausprägungen entstehen durch die Wirkung von vielen unterschiedlichen Genen.


Basenpaar
Als Basenpaar bezeichnet man zwei Nukleinbasen im Doppelstrang der DNA, die zueinander komplementär sind und durch Wasserstoffbrückenbindungen zusammengehalten werden. Bei den komplementären Basenpaarungen zwischen zwei Strangabschnitten von Nukleinsäuren bildet Guanin mit Cytosin ein Paar sowie Adenin mit Thymin. Durch die unterschiedlichen Abfolgen dieser Basenpaare werden Informationen in der DNA kodiert.

 
 
 

 

 

Bielefeld
An der Universität Bielefeld sitzt eine der drei TwinLife-Arbeitsgruppen. In der soziologischen Fakultät (Professur für Sozialstrukturanalyse) forschen Prof. Dr. Martin Diewald und seine Mitarbeiter*innen seit vielen Jahren in zahlreichen Studien zu sozialer Ungleichheit. Bis Juli 2021 war in Bielefeld noch ein zweites Team aktiv: In der Abteilung für Psychologie (Arbeitseinheit Differentielle Psychologie) ist die Zwillingsforschung viele Jahre lang Schwerpunkt gewesen. Zwei größere Zwillingsstudien - BiLSAT (Bielefeld Longitudinal Study of Adult Twins) und JeTSSA (Jena Twin Study of Social Attitudes), letztere in Jena - wurden unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer Riemann durchgeführt.


Big Five
Ein weit etabliertes Modell zur Beschreibung der ➔Persönlichkeit. Auch in TwinLife haben wir die Persönlichkeit nach diesem Modell erhoben und den Teilnehmenden eine personalisierte Rückmeldung zukommen lassen. Eine ausführliche Beschreibung ist ➔hier zu finden.


Bremen
Seit September 2021 sitzt eine der drei Arbeitsgruppen in Bremen. Die Arbeitsgruppe Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik am Institut für Psychologie an der Universität Bremen unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Kandler forscht unter anderem zu Persönlichkeitsentwicklung und hat bereits an anderen Zwillingsstudien mitgewirkt. Dies sind unter anderem ➔SPeADy (Study of Personality Architecture and Dynamics), CODATwins (Collaborative Project of Development of Anthropometrical Measures in Twins), BiLSAT (Bielefeld Longitudinal Study of Adult Twins) und JeTSSA (Jena Twin Study of Social Attitudes).
 
Chorionizität
Unter Chorionizität versteht man die Anzahl der vorliegenden Plazenten (Mutterkuchen) bei einer Mehrlingsschwangerschaft. Das Vorliegen nur einer Plazenta bei Schwangerschaft und Geburt belegt eindeutig die Eineiigkeit der Zwillinge. Beim Vorhandensein von zwei Plazenten hingegen können die Zwillinge sowohl ein- als auch zweieiig sein.

Chromosomen
Chromosomen bilden die Organisationseinheit der ➔DNA, dienen der Speicherung genetischer Information und kommen in jeder menschlichen Zelle vor. Außerdem dienen sie der Weitergabe der Erbinformationen, da sie sich während der Zellteilung so auf die beiden neu entstehenden Tochterzellen verteilen, dass diese identische genetische Informationen erhalten. Insgesamt 22 jeweils gleiche Chromosomenpaare sowie die beiden Geschlechtschromosomen X und Y bilden den Chromosomensatz eines Menschen.
 
DNA bzw. DNS
DNA ist die englische Kurzbezeichnung für „Desoxyribonukleinsäure“ (DNS). Jeder Mensch besitzt in seinen Körperzellen DNA – sie ist der einzigartige „Bauplan“ jedes Lebewesens und enthält dessen gesamte Erbinformation. Beim Menschen finden sich circa drei Milliarden sogenannte Basenpaare in der DNA. Ihre Abfolge beschreibt den genetischen „Code“, der gewissermaßen wie eine Bauanleitung für körpereigene Stoffe funktioniert. Dieser Code ist zu 99,9% für alle Menschen gleich. An einigen Stellen weicht er jedoch zwischen Menschen ab, und zwar an immerhin drei Millionen Stellen, was immer noch sehr viele Möglichkeiten für Unterschiede zwischen Menschen bietet. Diese Unterschiede sind mitverantwortlich für unterschiedliche Ausprägungen von Merkmalen.

Dizygot
= zweieiig. Zwillinge werden als zweieiig bezeichnet, wenn sie sich innerhalb eines Zyklus aus zwei Eizellen entwickelt haben, die entsprechend auch von zwei Samenzellen befruchtet wurden. Zweieiige Zwillinge teilen darum nur durchschnittlich 50% aller Gene, die bei Menschen unterschiedlich sein können, so wie andere Geschwister auch, sodass die Zwillinge z. B. nicht das gleiche Geschlecht haben müssen.
 
Erblichkeit
Manchem bereitet die Vorstellung ein gewisses Unbehagen, dass unsere Gene bei verschiedensten Eigenschaften mitwirken – sei es bei unserer Intelligenz oder unserer Motivation. Denn häufig wird eine hohe Erblichkeit eines Merkmals fälschlicherweise mit dessen Unveränderbarkeit gleichgesetzt. Der Begriff der Erblichkeit stellt jedoch lediglich eine statistische Kenngröße dar, die angibt, welcher Anteil individueller Unterschiede innerhalb einer Population auf genetische Unterschiede zwischen den untersuchten Personen zurückzuführen ist. Sie bezieht sich immer auf die ➔Population und niemals auf ein einzelnes Individuum (so sind bei einem IQ von 100 und einer Erblichkeit von 60% keinesfalls die Gene für 60 IQ Punkte verantwortlich!).
Eine Erblichkeit von 60% bedeutet demnach, dass 60% der Unterschiede zwischen Personen durch genetische Unterschiede erklärt werden können. Noch deutlicher wird dies in einem Gedankenexperiment: Würden wir annehmen, dass eine Gruppe von Kindern in exakt der gleichen Umwelt aufwachsen und exakt die gleichen Erfahrungen machen, dann wären Unterschiede zwischen diesen Kindern zu 100% auf deren genetische Unterschiedlichkeit zurückzuführen.

Die Frage, die wir uns daher stellen, lautet also: Inwieweit kann ein menschliches Verhaltensmerkmal bzw. dessen Abweichung durch genetische Unterschiede erklärt werden? Und welcher Anteil lässt sich nicht durch Genetik, sondern nur durch Umwelteinflüsse erklären? Wenn nämlich Unterschiede zwischen Personen, beispielsweise in ihrer Intelligenz, zu 60% von Erbfaktoren beeinflusst werden, müssen Umweltfaktoren für Unterschiede zwischen Personen ebenso wichtig sein wie Gene.

Unser Verhalten ist immer sowohl durch unsere genetische Grundausstattung als auch unsere Umwelt und deren Wechselspiel beeinflusst und unterliegt keineswegs einer »genetischen Determination«.

Epigenetik
Epigenetik befasst sich mit Mechanismen der Genfunktion, die nicht auf Änderungen der DNA-Sequenz selbst beruhen. Sie beschreibt einen Prozess, bei dem unter bestimmten Umständen Gene „angeschaltet“ oder „stummgeschaltet“ werden können. Die Regulation erfolgt dabei durch chemische Modifikationen der DNA oder der umgebenden Proteine (Acetylierung und Methylierung). Epigenetische Veränderungen können durch Umweltfaktoren beeinflusst und über Generationen hinweg vererbt werden. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Steuerung von Entwicklungsprozessen, Zellfunktionen und Krankheitsentstehung. So kann mittels epigenetischer Veränderung zum Beispiel erklärt werden, warum bei einem Zwilling eine Krankheit ausbricht, während der genetisch identische Zwilling verschont bleibt.

EWAS
Eine epigenomweite Assoziationsstudie (kurz: EWAS) ist ein Forschungsansatz zur Ermittlung der Stellen der DNA, an denen Unterschiede in der Genfunktion statistisch mit der Anwesenheit eines bestimmten Umwelteinflusses, dem Risiko einer Krankheit oder einem bestimmten Merkmal verbunden sind. Dabei werden wie bei ➔genomweiten Assoziationsstudien die Genome vieler Menschen untersucht. Allerdings werden statt Unterschieden in Genvarianten die Anwesenheit von Methylmolekülen entlang der DNA gemessen. Diese Methylmoleküle sind damit verbunden welche Gene zum Zeitpunkt der Messung „angeschaltet“ oder „stummgeschaltet“ sind (mehr dazu unter ➔Epigenetik). Durch den Vergleich zwischen Menschen mit und ohne bestimmte Umwelteinflüsse, Merkmale oder Krankheiten kann die EWAS-Methode somit Ausschluss darüber geben, welche Umweltfaktoren unsere Genefunktion beeinflussen und möglicherweise das Risiko einer Krankheit oder eines Merkmales verändern können.
 
Forschung (Zwillingsforschung)
Für die psychologische Forschung sind Zwillinge etwas Besonderes. Durch die Untersuchung von psychologischen Merkmalen in einer Zwillingsstichprobe können wir Aufschlüsse darüber erhalten, warum sich Personen voneinander unterscheiden. Zwillingsstudien ermöglichen es uns nämlich in einzigartiger Weise, den Einfluss von genetischen und umweltbedingten Faktoren zu analysieren.

Unsere Analysen beruhen auf einem Vergleich der Ähnlichkeit von ein- und zweieiigen Zwillingen. Dabei machen wir uns die Tatsache zu Nutze, dass eineiige Zwillinge exakt die gleichen Erbanlagen aufweisen und gleichzeitig sehr viele ihrer Umwelteinflüsse teilen (z. B. den Lebensstil der Familie). Demgegenüber teilen zweieiige Zwillinge im Schnitt nur 50% ihrer Gene. Im Unterschied zu normalen Geschwistern kann man bei ihnen allerdings – ebenso wie bei eineiigen Zwillingen – davon ausgehen, dass sie sehr viele Umweltfaktoren miteinander teilen, denn sie wachsen ja zur gleichen Zeit in der gleichen Familie auf.

Genau dieser Vergleich zwischen der Ähnlichkeit ein- und zweieiiger Zwillinge in einem Merkmal ermöglicht uns deshalb eine Abschätzung des Einflusses von Genen und Umwelt auf die Unterschiede zwischen Menschen in dem jeweiligen Merkmal.
 
Gen
Gene bilden bestimmte kleinere Abschnitte auf der ➔DNA. Sie befinden sich auf ➔Chromosomen und bestehen aus wenigen hundert bis mehreren tausend Basenpaaren, die im Zusammenspiel für bestimmte Merkmale verantwortlich sind.

Genetik
Unter Genetik versteht man die Wissenschaft von der Vererbung. Sie beschäftigt sich mit der Weitergabe von Merkmalen von Eltern auf ihre Nachkommen und den damit verbundenen Mechanismen. Die klassische Genetik befasst sich vor allem mit der Erforschung der Verteilung des Erbgutes bei der Zellteilung und den Grundelementen der Vererbung. Die molekulare Genetik hingegen widmet sich viel mehr der Erforschung der genetischen Substanz zur Aufklärung der DNA-Struktur sowie den biochemischen Grundlagen der Vererbung z. B. der Genexpression. Sowohl Elemente der klassischen, als auch Kenntnisse und Verfahren der molekularen Genetik können in der angewandten Genetik zusammenwirken. Beispiele hierfür sind Pflanzenzüchtung, Tierzüchtung und genetische Beratung.

Genmutation
Eine Genmutation ist eine spontan auftretende, dauerhafte Veränderung des Erbguts (DNA) in einem einzigen Gen. Diese Veränderungen können sowohl positive als auch negative Folgen für den Organismus haben. Hat die Mutation schädliche Auswirkungen, so spricht man von einem Gendefekt.

Genotyp
Als Genotyp bezeichnet man die genetische Ausstattung eines Individuums, z. B. eines Menschen, also die Gesamtheit ihrer oder seiner Gene. Alle Erbinformationen, die in den Genen festgelegt sind, bilden zusammen den Genotyp. Er ist der wichtigste Faktor dafür, wie ein Organismus sein wird. Mithilfe des Genotyps kann man bestimmen, wie in etwa ein Mensch aussehen wird, z. B. welche Haarfarbe sie oder er hat.

Geteilte Umwelt
Die geteilte Umwelt bezieht sich auf alle Umwelteinflüsse, die Personen effektiv teilen, also nicht individuell erleben. Das bedeutet, dass sie z. B. Verwandte, die gemeinsame Erfahrungen teilen, einander in bestimmten Merkmalen ähnlicher machen. Beispiele für geteilte Umwelteinflüsse sind die Familienumwelt, Schule, Vereine, Ausbildung und Arbeit.

GWAS
Eine genomweite Assoziationsstudie (kurz: GWAS) ist ein Forschungsansatz zur Ermittlung genomischer Varianten, die statistisch gesehen mit einem Risiko für eine Krankheit oder ein bestimmtes Merkmal verbunden sind. Bei dieser Methode werden die Genome vieler Menschen untersucht, um nach Genvarianten zu suchen, die bei Personen mit einer bestimmten Krankheit oder einem bestimmten Merkmal im Vergleich zu Personen ohne dieses Merkmal häufiger auftreten. Daraus werden sogenannte ➔Polygene Scores berechnet.
 
Heritabilität
siehe ➔Erblichkeit.
 
Intelligenz
Intelligenz umfasst die Fähigkeiten komplexe Ideen zu verstehen, sich effektiv an die Umwelt anzupassen, aus seinen Erfahrungen zu lernen, vernünftig zu handeln und Probleme durch Nachdenken zu bewältigen. Sie ist also ein Sammelbegriff für die kognitive (geistige) Leistungsfähigkeit der Menschen. Mit Hilfe von TwinLife wollen wir unter anderem herausfinden, ob und in welchem Ausmaß Intelligenz erblich ist. Über das ganze Leben betrachtet gehen wir Forscher mittlerweile davon aus, dass die ➔Erblichkeit von Intelligenz bei etwa 60% liegt. Aber auch die Umwelt spielt dabei eine große Rolle. Eine anregende Umwelt sorgt dafür, dass die vorhandene Intelligenz auch gefördert wird und sich entfalten kann. So entsteht eine enge Verzahnung von Umwelt und Genen, die beide die Verschiedenheit von Menschen in ihrer Intelligenz beeinflussen.
 
Kohorte
In TwinLife haben wir uns bei der Auswahl der befragten Zwillingsfamilien an bestimmten Geburtsjahrgängen orientiert, so dass wir die Zwillinge in vier Altersgruppen einteilen können, die wir Kohorten nennen.
 
Mehrlinge
Mehrlinge sind zwei oder mehr Kinder, die innerhalb derselben Schwangerschaft herangewachsen sind und in der Regel im Verlauf derselben Geburt zur Welt kommen.
Aufgrund von Hormonbehandlungen und künstlicher Befruchtung sind die Quoten für Mehrlingsgeburten in den letzten Jahren sehr stark gestiegen. In Deutschland ist mittlerweile jedes 29. Kind ein Mehrlingskind. Im Jahr 1991 war es dagegen nur jedes 42. Die Häufigkeit eineiiger Zwillinge bleibt jedoch konstant.

Monozygot
= eineiig. Zwillinge werden als eineiig bezeichnet, wenn sie sich aus einer einzigen befruchteten Eizelle entwickelt haben. Das ist möglich, wenn sich die Zelle in einem frühen Entwicklungsstadium vollständig aufteilt und so zwei Embryonen entstehen können. Da sie aus einer Eizelle entstanden sind, ist das Erbgut eineiiger Zwillinge zu 100% identisch.

Molekulare Verhaltensgenetik
Die molekulare Verhaltensgenetik ist eines der Hauptgebiete der Verhaltensgenetik und beschäftigt sich mit der Identifikation von Genen, die bestimmte Merkmalsausprägungen beeinflussen. Eine typische Fragestellung wäre also: Welche Gene sind an der Ausprägung der individuellen Intelligenz einer Person beteiligt?
 
Nicht-additive genetische Effekte
In Ergänzung zu den ➔additiven genetischen Effekten entsteht die Wirkung genetischer Faktoren hier aus der Interaktion von Genen am selben oder an verschiedenen Genorten. Nicht-additive genetische Effekte tragen nicht zur Ähnlichkeit von Eltern und Kindern bei.
 
Persönlichkeit
Die Persönlichkeitspsychologie beschäftigt sich mit den Unterschieden zwischen Menschen: im Verhalten, in ihren Fähigkeiten, im Temperament, im Charakter, in ihren Motiven, Bedürfnissen, Interessen, Überzeugungen und Einstellungen. Stellen wir uns eine Person vor: Sie spielt Fußball, tanzt, arbeitet, unternimmt etwas mit Freund*innen; wie viele andere auch. Gleichzeitig bemerken wir - teilweise über Jahre hinweg -, dass die Person etwas ausmacht, dass sie etwas Besonderes mitbringt: Sie kümmert sich um andere, ist ernst, lacht viel, sie ist schüchtern oder vielleicht immer freundlich. Sie bringt in jede Situation etwas mit, was wir schwer fassen können. Das bezeichnen wir in der Wissenschaft als Persönlichkeit.

PGS
Der Polygenic Score (PGS) ist ein statistisches Maß, das verwendet wird, um zum Beispiel das Risiko einer Person für bestimmte komplexe Erkrankungen oder die genetische Veranlagung für bestimmte Merkmale abzuschätzen. Dafür werden die Genome von Personen mit und ohne diese Krankheiten verglichen. Durch die Analyse von Tausenden oder sogar Millionen von ➔Single-Nucleotide-Polymorphismen (SNPs) wird der PGS berechnet und gibt an, wie stark eine Person, im Vergleich zu anderen Personen, eine bestimmte genetische Veranlagung besitzt. Der PGS liefert demnach keine Aussage über das absolute Erkrankungsrisiko oder die absolute Chance, ein bestimmtes Merkmal auch tatsächlich zu zeigen. Zur Veranschaulichung kann man sich zum Beispiel zwei Personen mit hohen polygenen Risikowerten für eine koronare Herzkrankheit vorstellen. Die erste Person ist 18 Jahre alt, während die zweite 90 Jahre alt ist. Obwohl sie denselben polygenen Risikoscore haben, werden sie ein unterschiedliches Lebenszeitrisiko für die Krankheit haben, wenn sie sie zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht entwickelt haben.

Phänotyp
Der Phänotyp bezeichnet die Merkmale eines Individuums, einer Person, die schlussendlich zum Vorschein kommen, also ausgeprägt werden z. B. die Haarfarbe oder die Körpergröße. Der Phänotyp hängt sowohl von den genetischen Eigenschaften (dem Genotyp) ab, als auch von Umweltfaktoren und psychologischen Einflüssen.

Population
Unter einer Population versteht man im Allgemeinen eine (näher zu definierende) Grundgesamtheit von Individuen. Ein Beispiel wären alle Menschen, die in Deutschland leben (vgl. ➔Stichprobe).
 
Quantitative Verhaltensgenetik
Die quantitative Verhaltensgenetik ist eins der Hauptgebiete der ➔Verhaltensgenetik und beschäftigt sich mit der Frage in welchem Ausmaß, bzw. zu welchem Anteil, Gene neben Umweltfaktoren eine Rolle für Unterschiede zwischen Individuen in psychologischen Merkmalen spielen. Meist kommen dafür Zwillings-, Zwillingsfamilien- oder ➔Adoptionsstudien zum Einsatz.
 
Saarbrücken
An der Universität des Saarlandes in Saarbrücken wird unter der Leitung von Prof. Frank Spinath schon lange zu verschiedenen verhaltensgenetischen Themen geforscht. Verschiedene Zwillingsstudien wurden hier bereits durchgeführt, wie z. B. KoSMoS, TwinPaw, oder ChronoS. Nun befindet sich eine der drei TwinLife-Arbeitsgruppen hier am Lehrstuhl für Differentielle Psychologie und Psychologische Diagnostik.

Selektive Partnerwahl
Menschen wählen ihre Partner bewusst und unbewusst nach bestimmten Merkmalen aus. Von selektiver Partnerwahl spricht man, wenn Partner sich hinsichtlich eines solchen genetisch bedingten Merkmales überzufällig ähneln, wenn also z. B. große Frauen für die Fortpflanzung insbesondere große Männer aussuchen. Bei der Schätzung der Erblichkeit, z. B. des Merkmals Größe, ist es wichtig, solche Zusammenhänge zu berücksichtigen. In Zwillingsstudien läuft man sonst Gefahr, den Einfluss der ➔geteilten Umwelt zu überschätzen. Daher ist es sehr hilfreich, die Daten der biologischen Eltern der Zwillinge in die Berechnungen mit einzubeziehen. Selektive Partnerwahl kommt nicht nur bei körperlichen Merkmalen wie Größe vor, sondern spielt insbesondere auch bei Einstellungen eine wichtige Rolle.

SNPs
Single-Nucleotid-Polymorphismen, SNPs genannt (ausgesprochen: "snips"), stellen Variationen in einem einzelnen DNA-Baustein, einem sogenannten Nukleotid, dar. Ein SNP kann zum Beispiel das Nukleotid Cytosin durch das Nukleotid Thymin in einem bestimmten Abschnitt der DNA ersetzen. Sie sind die häufigsten genetischen Variationen und mittels ➔genomweiter Assoziationsstudien (GWAS) lassen sich unter anderem Zusammenhänge zwischen bestimmten Varianten und beispielsweise der Anfälligkeit für Krankheiten, der Reaktion auf Medikamente oder der Neigung zu bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen untersuchen.

Stichprobe
Auswahl von Personen aus der ➔Population, an denen die Untersuchung durchgeführt wird. Die Personen der Stichprobe sollten der Population in relevanten Eigenschaften (Geschlecht, Alter, etc.) möglichst ähnlich sein. Die Stichprobe wird dann als repräsentativ für die Population bezeichnet und Ergebnisse aus der Untersuchung an der Stichprobe können auf die Population übertragen werden. Ein Beispiel sind ausgewählte Personen, die in Deutschland leben. In TwinLife ist die Stichprobe repräsentativ für Familien mit mehreren Kindern in Deutschland.
 
Umwelteinflüsse
Unter Umwelteinflüssen versteht man für Lebewesen bedeutsame äußere Einflüsse, die sich direkt oder indirekt auf den Organismus auswirken. Das können die verschiedensten Bedingungen sein, also z. B. ob man in der Stadt oder auf dem Land aufwächst, ob die Familie eher viel oder eher wenig Geld zur Verfügung hat, oder ob einem bestimmte Lebensereignisse widerfahren.
 
Verhaltensgenetik
Die Verhaltensgenetik wendet Methoden und Erkenntnisse der Genetik auf die Erforschung von Verhalten an. In diesem Forschungsgebiet beschäftigen sich Wissenschaftler*innen hauptsächlich mit der Frage, inwieweit sich die Unterschiede in Merkmalen von Personen (z. B. die Persönlichkeit, die Intelligenz oder bestimmte Einstellungen) durch Unterschiede in den Genen, Einflüssen der Umwelt und insbesondere auch durch deren Zusammenspiel erklären lassen. Man unterscheidet primär zwischen ➔quantitativer und ➔molekularer Verhaltensgenetik.
 
Wahrscheinlichkeit
Eine einheitliche Definition des Begriffs „Wahrscheinlichkeit“ gibt es nicht und es gibt verschiedene Wege, Wahrscheinlichkeiten zu berechnen. In der Regel bezieht sie sich auf die Sicherheit bzw. Unsicherheit eines Sachverhalts. Wenn ein Sachverhalt, z. B. ein bestimmtes Ereignis, als absolut sicher gilt (wie etwa die Tatsache, dass jeder Mensch irgendwann stirbt), hat dieses Ereignis eine Wahrscheinlichkeit von 100% (tritt also in 100 von 100 beobachteten Fälle auf). Interessanter als Ereignisse mit einer Sicherheit von 100% oder 0% sind in der Regel jedoch Ereignisse mit einer „mittleren“ Wahrscheinlichkeit, die irgendwo im Bereich dazwischen liegt. Wenn also ein Sachverhalt als ziemlich sicher gilt (in der Mehrzahl aller Fälle auftritt), hat dieses Ereignis entsprechend eine hohe Wahrscheinlichkeit (z. B., wenn die Mehrheit aller Personen mit einem bestimmten Genotyp ein bestimmtes Merkmal oder Verhalten zeigen).
 
X-Chromosom
Der menschliche Organismus besitzt zwei Arten von Geschlechts-Chromosomen: Das X-Chromosom und das Y-Chromosom. Jede Körperzelle der Frau enthält neben den in beiden Geschlechtern gleichen 44 Chromosomen (Autosomen) zwei X-Chromosomen als Geschlechts-Chromosomen (Gonosomen). Die Körperzellen des Mannes hingegen enthalten ein X-Chromosom und ein Y-Chromosom. Die Gonosomen legen das genetische Geschlecht eines Menschen fest. Verschmilzt bei der Befruchtung dann eine Eizelle mit einer Samenzelle, vereinigen sich die Geschlechtschromosomen aus der Eizelle der Frau (ein X-Chromosom) mit jenem aus der Samenzelle des Mannes (entweder X- oder Y-Chromosom). Daraus entwickelt sich dann je nach Kombination der Gonosomen ein männlicher oder weiblicher Embryo.
 
Y-Chromosom
siehe ➔X-Chromosom

Yoruba
Die Yoruba sind ein westafrikanisches Volk, das vor allem im Südwesten Nigerias lebt. Verglichen mit dem weltweiten Durchschnitt kommen dort besonders viele Zwillinge zur Welt. Etwa jede 6. Geburt ist eine Zwillingsgeburt. Im Vergleich dazu ist es in Japan z. B. nur jede 100. Geburt.
 
Zwillingsforschung
siehe ➔Forschung.

Zygotie
Unter Zygotie versteht man die Eiigkeit der Zwillinge. In der modernen Geburtshilfe gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, die Ein- oder Zweieiigkeit schon in einem möglichst frühen Stadium festzustellen, z. B. die Untersuchung der Anzahl der Fruchtblasen, der Mutterkuchen oder die Geschlechtsbestimmung.